So wählen Sie Outdoor-Schuhe aus


9 Minuten Lesezeit

Die Auswahl der richtigen Outdoorschuhe wird Jahr um Jahr schwieriger. Dank des technologischen Fortschritts ist das Angebot auf dem Markt so breit, dass auch ein Fachmann schnell den Überblick verlieren kann. Das kann dir jedoch nicht passieren, weil wir dir einen kompletten Leitfaden anbieten, wie man bei der Auswahl von Outdoorschuhen vorgehen sollte, egal ob für die Berge, die Stadt oder für leichte Spaziergänge in der Natur, inklusive Tipps für konkrete Modelle.

Bei der Wahl von Outdoorschuhen kann man sich an folgenden Parametern orientieren

Material des Schuhs
Höhe des Schuhs (niedrig, hoch, wadenhoch)
Das Gelände, in dem man sich bewegen möchte
Dämpfungsschicht
Konstruktion

Bevor wir bestimmte Arten von Outdoor-Schuhen vorstellen, klären wir jedoch erst einmal, welche deine Parameter sind. Der ideale Ausgangspunkt für deine Auswahl ist die Beantwortung folgender Fragen:

Wer bin ich?

– Geschlecht, Alter und Gewicht

Wofür möchte ich die Schuhe nutzen?

– Tägliches Tragen (in der Stadt), (Hochgebirgs-) Wandern, Laufsport, Klettersteige …

Welchen Bedingungen werde ich die Schuhe aussetzen?

– Warm und trocken (Sommer), wechselhaftes Wetter (Frühjahr, Herbst), kalt und feucht (Winter).

In welchem Gelände werde ich mit den Schuhen am häufigsten unterwegs sein?

– Befestigt (Straßen, Wege, Bürgersteige …), freies Gelände (Berge), winterlich (Eis, Schnee) …

Habe ich besondere Ansprüche?

– Physiologisch: schmaler/breiter Fuß, hoher Rist, breite Zehen. 

– Möchte ich eine niedrige oder knöchelhohe Variante (ggf. Schafthöhe).

– Möchte ich Schuhe einer konkreten Marke, einer bestimmten Farbe …

Die wichtigsten Fragen haben wir nun beantwortet, wir können also mit dem Anprobieren weitermachen. Oder nicht? Bevor man mit der Auswahl beginnt, sollte man sich die grundlegenden Parameter ansehen, auf die man bei der Auswahl von Outdoor-Schuhen achten sollte.

Für welches Material entscheide ich mich?

Bergschuh aus Leder

Leder

Lederschuhe zeichnen sich durch ihre Robustheit aus. Bei richtiger Pflege (vor allem mit Wachs) halten sie problemlos ein Dutzend Jahre. Ihre Nachteile sind ihr höheres Gewicht, die verhältnismäßig niedrige Atmungsfähigkeit und der vergleichsweise hohe Preis. Sie eignen sich daher besonders für diejenigen, die sich nicht jedes Jahr neue Schuhe kaufen möchten und denen es nichts ausmacht, für hochwertige Outdoorschuhe etwas mehr zu bezahlen.

Was die Wasserdichtigkeit angeht, kann richtig imprägniertes Leder bis zu acht Stunden halten, ohne zu durchnässen. Allerdings muss es vor dem nächsten Tragen gründlich getrocknet werden, da sonst die Wasserdichtigkeit bei weiterer Benutzung deutlich abnimmt (ebenso wie der allgemeine Tragekomfort). Wenn man also häufig außerhalb warmer Hütten übernachtet oder mehrtägige Wanderungen unternimmt, empfehlen wir, sich für einen Schuh mit Textil- oder Kombinationsobermaterial mit einer Membran (meist Gore-Tex) zu entscheiden. 


TextilTextil-Wanderschuh

Textiles Oberflächenmaterial ist im Vergleich zu Leder leichter, atmungsaktiver und preiswerter. Sein Nachteil ist die geringere Lebensdauer und Widerstandsfähigkeit – vor allem in der Variante mit Gore-Tex-Membran, die die Atmungsaktivität der Schuhe teilweise reduziert.





Niedrige, halbhohe oder hohe Schuhe – welche soll ich nehmen?

vyska.png

Eine der grundlegenden Fragen sollte sein, ob hohe oder niedrige Outdoorschuhe besser sind, denn hier besteht ein direkter Zusammenhang: Je anspruchsvoller das Gelände ist, desto stabiler und robuster sollte der benutzte Schuh sein. Und diese Regel gilt sowohl für die Sohle (Laufsohle) als auch für die Stabilität im Knöchel. Wenn man sich bei wärmerem Wetter in leichtem Gelände bewegt, kann man sich auch für Outdoor-Sandalen entscheiden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass dann jeder Fehltritt aufgrund der geringen Fixierung von Fuß und Knöchel zu Verletzungen führen kann.

Schuhtypen

Am verbreitetsten ist die alphabetische Kategorisierung von Outdoorschuhen in Kategorien:  A, AB, B, BC, C und D – und dazu noch eine Sonderkategorie Approach (Zustiegsschuhe). Die Kategorisierung beginnt mit den Schuhen für den alltäglichen Gebrauch (auch für die Stadt) und endet mit Spezialschuhen für die Bewegung in schwierigstem Gelände. Die alphabetische Kategorisierung sagt Ihnen nichts und Sie wissen nicht, wie Sie danach Schuhe aussuchen können? Kein Problem, wir beraten dich bei der Auswahl von Outdoorschuhen für konkretes Gelände und für spezifische Aktivitäten.

Für den Alltagsgebrauch

mesto.png

Freizeitschuhe besitzen drei grundlegende Eigenschaften: geringes Gewicht, weiche Sohle und gute Atmungsaktivität des Obermaterials. In der Regel sind es niedrige und textile Schuhe, aber es gibt auch Modelle aus Leder, knöchelhohe Schuhe und sogar mit Membran.

Sie sind für asphaltiertes, technisch wenig anspruchsvolles Gelände geeignet, also ideal für Eintagesausflüge im Mittelgebirge von Frühjahr bis Herbst. In den Wintermonaten sind sie ganz gut geeignet, um sich im Großstadtdschungel zu bewegen. Meistens haben sie einen weicheren Stoßschutz im Zehenbereich, aber es gibt auch Ausnahmen.

In Verbindung mit einer weicheren und damit komfortableren Sohle und Zwischensohle sind es in der Regel Schuhe mit geringerer Lebensdauer. Andererseits ist ihr Preis-Leistungs-Verhältnis, also der Preis bei einmaligem Tragen, gegenüber Bergschuhen fürs Hochgebirge oder Klettersteigschuhen um ein Vielfaches günstiger. Logisch – wie oft trägst du z. B. Schuhe, die für Gletscherwanderungen geeignet sind?


Lies, wie man Outdoorschuhe richtig pflegt

Für (mehrtägige) Wanderungen

turistika.png

Wenn du nicht auf der Suche nach Alltagsschuhen bist, sondern eher in Wanderschuhe investieren möchtest, empfehlen wir abzuwägen, wo der typische Einsatzort der Schuhe sein soll, Wo du die Schuhe also am häufigsten tragen wirst.

Sind es vor allem die heimischen Mittelgebirge, dann sollten es leichte Schuhe mit robuster Sohle und zumindest im Zehenbereich mit Stoßschutz sein. Wenn du dir schnell die Knöchel verstauchst (oder kein unnötiges Risiko eingehen möchtest), dann suche nach knöchelhohen oder halbhohen Schuhe. Wenn du lieber einen leichten Schritt hast, dann empfehlen wir einen Blick in die Kategorie Alltagsschuhe – siehe oben. 

Wenn es in die höheren Berge gehen soll – Alpen oder Tatra – dann ist ein knöchelhoher Schuh eigentlich Pflicht, genauso wie ein höherer und festerer Stoßschutz (am besten um den ganzen Fuß herum). Ein solcher Schuh kann dann auf praktisch allen (auch unbefestigten) Wegen getragen werden, und beim Gehen über Schnee- oder Gletscherfelder kann man dann auch Steigeisen verwenden, mit denen man sie problemlos verwenden kann. In dieser Kategorie ist auch die Dämpfung der Sohle ein wichtiges Auswahlkriterium.

Für das Hochgebirge

velehory.png

Wenn du vorhast, ins Hochgebirge zu reisen – egal zu welcher Jahreszeit – oder ins ewige Eis, dann solltest du bei der Wahl des Schuhwerks auf die Steifigkeit achten. Die sollte außergewöhnlich hoch sein. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Kerben für die Befestigung von halbautomatischen oder automatischen Steigeisen – diese sollten sich idealerweise sowohl an der Spitze als auch an der Ferse befinden. In den meisten Fällen handelt es sich um gefütterte Schuhe, bei denen Leder und sehr robuste synthetische Materialien mit einer Membran kombiniert werden.

Bei klassischen Wanderungen auf befestigten Wegen lassen sich diese Schuhe nicht bequem tragen. Sie sind vor allem für die vertikale Bewegung in anspruchsvollstem Gelände gedacht – für Kletterer, Bergsteiger und dergleichen. Wenn du sicher und bequem bis zum Kletterfels laufen (und eventuell in denselben Schuhen klettern) möchtest, dann sind sogenannte Zustiegs- oder Klettersteigschuhe ideal für dich.

Beide Varianten haben drei besondere Merkmale: eine steife Zwischensohle, eine ausgeprägte Schnürung fast bis zu den Zehen und einen abgeflachten Zehenbereich (die so genannte Kletterzone), mit dem man leichter auf kleinen Felsabsätzen treten kann.


Auswahl der Dämpfungsschicht

Bei Alltagsschuhen wird vor allem Ethylenvinylacetat, besser bekannt als EVA, verwendet. Das hat eine geschlossene Porenstruktur, die bei Belastung allmählich reißt und ihre Eigenschaften verliert. Nach unserer Erfahrung halten EVA-Schaumsohlen bis zu 3000 km.

Die zweite Variante ist der schwerere Polyurethanschaum, der eher bei technischen Schuhen verwendet wird. Er hat im Vergleich zu EVA-Schaum eine offene Porenstruktur. Das bedeutet in der Praxis eine mechanisch praktisch unbegrenzte Lebensdauer. Die einzige Einschränkung ist seine chemische Instabilität. Diese Art von Sohle hat eine Lebensdauer von bis zu 11 Jahren, wobei gilt, dass die chemische Zersetzung (Fachbegriff: Hydrolyse) umso langsamer voranschreitet, je öfter man den Schuh trägt. Das Schlimmste, was man einem solchen Schuh antun kann, ist also, ihn bei Feuchtigkeit und Hitze zu lagern.

Auch die Konstruktion eines Schuhs ist wichtig

Bei teureren Schuhen lohnt es sich auch, auf die Konstruktion (den Rahmen) des Schuhs zu achten.  Dabei unterscheidet man zwischen geklebten und spritzgegossenen Produkten. Bei geklebten kann die Sohle des Schuhs ausgetauscht werden, was die Gesamtlebensdauer des Schuhs verlängern kann, während dies bei spritzgegossenen Sohlen nicht möglich ist.

Spritzgegossene Schuhe sind daher preiswerter, leichter und können in Massenproduktion hergestellt werden. Geklebte Schuhe sind schwerer, aufwändiger in der Herstellung und daher teurer. Sie zeichnen sich jedoch durch ihre größere Robustheit und die bereits erwähnte Möglichkeit des Austauschs der Sohle aus.

Praktische Tipps für die Anprobe von Outdoorschuhen

Jetzt ist es an der Zeit, die Schuhe anzuprobieren – je mehr Zeit man dafür einplant, desto besser – es ist nicht ungewöhnlich, dass Kunden damit bis zu zwei Stunden in unseren Filialen verbringen. Aufgrund jahrelanger Erfahrung empfehlen wir:

  • Schuhe richtig zuschnüren – vor allem an den ersten Löchern. Am Knöchel kann der Schuh etwas lockerer sein, aber die Schnürung am Rist ist wichtig dafür, dass der Schuh beim Bergauf- und Bergabgehen perfekt sitzt. Beim Bergaufgehen ist es wichtig, dass die Ferse fest sitzt und nicht verrutscht. Umgekehrt ist beim Bergabgehen darauf zu achten, dass der Zeh innen nicht an die Schuhspitze stößt. Wenn in beiden Fällen das Gegenteil der Fall ist, handelt es sich um eine schlecht gewählte Größe oder einen schlecht passenden Schuh.
  • Anprobieren (auch Tragen) immer mit dicken Socken – idealerweise mit Socken aus Wolle oder einer Kombination aus Wolle und Synthetik. Aber Vorsicht: dick ≠ warm. Zu warme Socken, vor allem in Membranschuhen, können dazu führen, dass Feuchtigkeit kondensiert und der Fuß feucht wird, was vor allem bei mehrtägigen Wanderungen zu Ausschlägen, Fußpilz, kurzum zu gesundheitlichen Komplikationen führen kann, die auf Dauer sehr schmerzhaft sein können.
  • Warum keine Baumwollsocken? Wollsocken leiten die Feuchtigkeit am besten an das Innenfutter des Schuhs weiter, wo sie verdunstet.
    Verwendest du spezielle Schuheinlagen? Nimm sie zusammen mit deinen Socken mit zum Anprobieren neuer Schuhe.